Unter dem Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg wurde der
Lustgarten ab 1660 nach Süden und Westen erweitert und durch Aufschüttungen am
Fluss in eine rechteckige Form gebracht. Es wird vermutet, dass hierbei der
Statthalter Johann Moritz von Nassau-Siegen mitwirkte, der den Kurfürsten auch in Bau- und
Gartenfragen beriet. Nach Norden
und Westen schützte eine Mauer
den Garten, nach Süden und Westen war er offen zu Havel.
Der Garten bestand aus drei Teilen. Am Schloss lag ein Broderieparterre, westlich
davon ein Nutzgarten für Obst und Gemüse und im
Südwesten ein Boskett mit einem Bassin in der
Mitte. Auf der anderen Seite der Havel wurde ein sechsstrahliger Wegestern im
Tiergarten angelegt. Hier war der zehnstrahlige Achsenstern Vorbild, den Johann
Moritz 1665 bei Kleve geschaffen
hatte. Eine der Achsen zielt auf das Stadtschloss. Eine weitere Sichtachse ging
von der Westfassade des Schlosses auf den heutigen Ehrenpfortenberg. Sie wurde
wahrscheinlich 1668 mit Eichen bepflanzt. Es ist die heutige Breite Straße. Für die nicht winterharten Pflanzen, z.B. die Orangenbäumchen ließ der
Kurfürst 1685 das „Pomeranzenhaus“ erbauen, den späteren Marstall, der heute
als Filmmuseum genutzt wird.[1]
Unter Friedrich I. erfolgte ab ca. 1695 eine erneute Umgestaltung und Erweiterung- ein Quantensprung. Der Potsdamer Lustgarten wurde Es entstand bis 1713 der erste Barockgarten im Deutschen Reich, der zu den holländischen Grundzügen italienische und eben auch französische Vorbilder in Potsdam einführte. Unmittelbar vor dem Schloss entstand erstmalig in Deutschland ein Garten, der unmittelbar Motive des Garten von Versailles als Vorbild nahm. Der seit 1699/1700 in Potsdam tätige Hugenotte Jean de Bodt, Erbauer des Fortunaportals und erster Potsdamer „Direktor der Schlösser und Gärten“ hatte Versailles und die großen französischen Vorbilder in seiner Geburtsstadt Paris in Erinnerung.
Lustgarten vom Brauhausberg 1796 |
Der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. ließ die vorderen, sehr pflegeaufwändigen Blumen-Parterres als Exerzierplatz einebnen. Die übrigen Gartenteile blieben erhalten. Sein Sohn Friedrich II. gestaltete die verbliebenen südlichen Gartenteile mit großem finanziellen Aufwand (insgesamt 90.458 Reichstaler ohne die Kolonnaden) weiter aus. Das Havelufer wurde mit massiven Mauern und Balustraden versehen, auf denen Putten und Vasen standen. Das Hafenbecken erhielt ebenfalls eine steinerne Einfassung, ringsum vergoldete Vasen und in der Mitte eine vergoldete Neptungruppe. Außerdem wurde 1744 eine heute nicht mehr vorhandene neue Orangerie erbaut, da das Pomeranzenhaus jetzt als Marstall diente. Das Boskett wurde durch Treillagen sowie zahlreiche Plastiken aus Marmor und vergoldetem Blei geschmückt, außerdem standen die Pomeranzenbäume in dem größten Boskettsaal. Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff gab dem Lustgarten 1745/46 durch Errichtung zweier Kolonnaden auf beiden Seiten des Schlosses einen transparenten räumlichen Abschluss zur Stadt und zur Havel: die Havelkolonnade. Und die Ringerkolonnade, die den Garten zwischen Marstall (Filmmuseum) fasste (wegen der darin aufgestellten Skulpturengruppen hießen sie die Ringer- und die Fechterkolonnade.[3])
Lustgarten 1798 |
Lustgarten 1840 |
Der Bau der Potsdam-Magdeburger-Eisenbahn 1846 drohte den Lustgarten zu beeinträchtigen. Friedrich Wilhelm IV. gab jedoch schließlich seinen Widerstand auf, und die Bahn wurde auf eonem niedrigen Damm am Südrand des Gartens einlang geführt, da eine Streckenführung über den Tornow nicht finanzierbar war. 1885 stellte Kaiser Wilhelm I. ein Bronzestandbild Friedrich Wilhelms I. von Carl Hilgers gegenüber dem Marstall an der Nordseite des Lustgartens auf. Vermutlich 1886 wurden die Säulenpappeln am Neptunbecken durch Säuleneichen ersetzt. Nach dem Bau einer neuen Eisenbahnbrücke über die Havel 1903 wurde der Bahndamm erhöht. Seitdem riegelt der Bahndamm den Lustgarten räumlich von dem Fluss ab. Der Verbindungskanal zwischen Havel und Neptunbecken bestand bis zu dessen Zuschüttung.[5] In dieser Form bestand der Lustgarten bis 1945 nahezu unverändert.
Lustgarten 1927 |
Schloss und Lustgarten 1960 |
1959/60 wurde der Bezugspunkt, das ausgebrannte
Stadtschloss gesprengt.[7] In den
Jahren 1966 bis 1969 erfolgte der Bau des Interhotels (heute Hotel Mercure) im
ehemaligen Broderieparterre. Ein wenig beschädigter Teil der Ringerkolonnaden
und ein Giebelrelief, Kapitelle und Putti des
Schlosses fanden 1970 am unmittelbar angrenzenden, neu errichteten Hafen ihren
Platz. 1976-83 entstand im Bereich des Neptunbeckens die Gartenanlage
"Liebknecht-Forum" mit der Plastik "Herz und Flamme der
Revolution" von Theo Balden.
1990 beschloss die nach 58 Jahren erstmalig wieder demokratisch gewählte
Stadtverordnetenversammlung als Ziel für die zukünftige stadtplanerische
Entwicklung die „Behutsame Annäherung an das historisch gewachsene Stadtbild“.
1999 wurden damals noch politisch breit unterstützt die Weichen für den
Wiederaufbau des Fortunaportals gestellt – allerdings ausdrücklich ohne
Beteiligung der öffentlichen Hand. Überraschend schnell gelang durch
bürgerschaftliches Engagement und mit den Mitteln und Möglichkeiten von Günther
Jauch der Wiederaufbau auf höchstem denkmalpflegerischen Niveau.
2001 wurden im Rahmen der BUGA unter dem Motto „Orte am Wasser“ auch für
den Lustgarten die ersten Ergebnisse sichtbar. Das „Ernst-Thälmann-Stadion“
wurde ab 1999 abgetragen- die Funde in den Stadion-Wällen waren eine
archäologische Sensation, fanden sich doch wertvolle Spolien u.a. des
Stadtschlosses, die in einer Ausstellung im BuGa Jahr im Alten Rathaus
präsentiert werden konnten („Minervas Mythos“).
Neuer Lustgarten Dietz/Joppien 2001 |
Lustgarten nach der Planung von Dietz/Joppien |